Halles Stadtrat beschließt Willy-Brandt-Straße

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Nach 50 Jahren will Halles Stadtrat die Philipp-Müller-Straße in Willy-Brandt-Straße umbenennen | Foto: Martin Schramme
50 Jahre lang hieß diese Straße nach Philipp Müller. Jetzt soll sie Willy-Brandt-Straße heißen. | Foto: Martin Schramme

HALLE SAALE (28.03.2012). Halles Stadtrat hat in seiner März-Sitzung am 28. März 2012 beschlossen, die Philipp-Müller-Straße in Willy-Brandt-Straße umzubenennen. Müller war 1952 bei einer Demonstration in Essen gegen die Wiederbewaffnung einer von 10.000 Demonstranten und von der Polizei erschossen worden. Er war Mitglied der kommunistischen Organisationen KPD und FDJ. Zehn Jahre nach seinem Tod wurde auf Antrag der FDJ-Bezirksleitung die Lindenstraße in Halle Saale nach ihm benannt. 2001 hatte die FDP-Stadtratsfraktion bereits vorgeschlagen, die Straße in Luckner-Straße umzubenennen, scheiterte aber mit dem Ansinnen. Die SPD-Stadtratsfraktion hatte die Umbenennung beantragt und begründete sie mit der besonderen Bedeutung des ehemaligen SPD-Bundeskanzlers in der Ost-Politik und beim Weg zur Deutschen Einheit. Außerdem wies sie darauf hin, dass es jene Straße war, in der Deutschlands Sozialdemokraten ihren ersten Parteitag nach dem Ende des Verbotes durch des Sozialistengesetz abgehalten hatten. Mit den Stimmen von SPD und CDU wurde der Antrag nun durchgeboxt. Die Stadtratsfraktion der Linkspartei hatte vorgeschlagen, die Osttangente (neue Umgehungsstraße im Osten von Halle Saale) nach Brandt zu benennen und im Kulturausschuss den Versuch, Philipp Müller zu seinem 60. Todestag vom Stadtplan zu tilgen, als "schäbig" bezeichnet. Die BILD-Zeitung hatte in ihrer Ausgabe am Tag der Stadtratssitzung gefragt, ob Halle sich die Blamage leisten will und den Name Brandt ablehnt. Auf diesen moralischen Effekt hatte auch die SPD spekuliert, wie während ihrer Argumentation im Kulturausschuss deutlich wurde.