Chinese packaging company GA Pack invests in Halle Saale

Bericht von Martin Schramme vom 12.03.2011, aktualisiert am: 13.01.2017

07.03.2011: Verpackungshersteller GA Pack aus China investiert in Halle-Queis | Foto: Martin Schramme | Grafik: GA Pack

Neue Europa-Zentrale entsteht in Halle an der Saale: Der Verpackungshersteller GA Pack aus China will dem Marktführer Tetrapak Paroli bieten und die Produktion 2012 in einer neuen Fabrik in Halle-Queis an der A 14 anfahren. Das Vorhaben mit einer Startinvestition von 50 Millionen Euro wurde am Montag (7. März 2011) in Halle vorgestellt. | Foto: Martin Schramme

Greatview Aseptic Packaging, kurz GA Pack, ist nach eigenen Angaben mit mehr als zehn Milliarden Verpackungen im Jahr der weltweit zweitgrößte Hersteller sterilen Verpackungsmaterials von der Rolle. Europasitz ist Winterthur (Schweiz). Sieben Verpackungsschichten, darunter hochwertiges Papier aus Skandinavien, sowie Kunststoffgranulat sollen in Halle zu "Pappen" für die Herstellung von Getränkekartons verbunden, bedruckt und für die Getränkeindustrie aufgerollt werden. Zu den Kunden von GA Pack gehören derzeit unter anderem fünf große deutsche Molkereien. Wie es auf der Pressekonferenz am Montag in den Räumen des Dormero-Kongresszentrums hieß, hätten die Kunden in Europa um eine Ansiedlung in ihrer Nähe gebeten. GA will gegen die Konkurrenz mit hoher Qualität und günstigeren Preisen punkten.

Die Wirtschaftsförderung Halle Saale und die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (IMG) hatten intensiv um GA Pack bemüht. Bisher war GA Pack unter dem Name Tralin Pak vor allem in China tätig, wo sich an zwei Standorten drei Fabriken befinden. Der Schritt nach Halle und damit nach Europa ist die erste Stufe der internationalen Expansionsstrategie des 2001 gegründeten Unternehmens. Die Kontakte zu GA seien über Sachsen-Anhalts Auslandsbüro in Shanghai entstanden, erklärten Halles Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann und Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Reiner Haseloff übereinstimmend. Gebucht sind 15 Hektar an der Autobahn A14. Mit über 100 Arbeitsplätzen soll es losgehen. Die Vervierfachung der Kapazitäten ist bereits geplant. Laut Neumann stehen an dem Standort momentan noch 200 Hektar Land zur Verfügung. Genügend Flächen für Erweiterungen zu haben, war ein wichtiger Grund für die Standortentscheidung, die zentrale, verkehrsgünstige Lage im Herzen Europas ein anderer. GA Pack über wird über den Hafen Halle mit dem Überseehafen in Hamburg und auf dem Wege auch mit seinen internationalen Lieferanten und Kunden verbunden. In unmittelbarer Nähe befinden sich zudem der Internationale Flughafen Leipzig/Halle sowie die Autobahnen A14 und A9.

Mit dem steigenden Ölpreis seien seit acht Jahren auch die Preise für Verpackungen gestiegen, außer in China, erklärte Jeff Bi Hua, Chief Executive Officer (CEO) und Mitbegründer von GA Pack. Zum Standort Halle sagte er, dass er aus China als Testperson vorausgeschickt worden sei. Seine positiven Erfahrungen würden nun sicher Eindruck auf andere Investoren aus China machen. Nebenbei merkte er an, dass er bei seinen weltweiten Reisen und Berufsstationen, etwa in San Francisco, oft Chinatowns (Chinesenstädte) gesehen habe. Aber Halle habe kein Chinatown.

"Wir sind endlich da", sagte Peder Berggren, Direktor für das internationale Geschäft bei GA Pack. Nach zwei Jahren Standortsuche sei Halle als der beste Standort gefunden und vertraglich fixiert worden. "Wir freuen uns auf eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit hier in Halle." GA Pack wolle sich als zweiter hinter Tetrapak behaupten.

Die Bauvoranfrage sei innerhalb von 15 Tagen positiv beschieden worden, erwähnte Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados einen Beitrag ihres Hauses. Sie verteidigte die jahrelange und viele Millionen Euro teure Entwicklung der Gewerbe- und Industrieflächen an Halles Ostgrenze in Halle-Queis, wo Ansiedlungsbemühungen bisher immer wieder gescheitert waren (BMW und Intico Solar kamen nicht). "Ich bin sicher, dass mit der Investition andere nachgezogen werden", freute sich die OB. Bereits im vergangenen Jahr hatte Halle eine Trendwende erlebt. Der norwegische Solartechnikhersteller Innotec Solar (nach Insolvenz 2015 in Hörmann ITS überführt) sagte eine Investition zu. Inzwischen steht das Bürogebäude. Außerdem hat ITS eine Allianz geschlossen mit dem Solarzellenhersteller Q-cells (seit 2012 Hanwha) im nahen Wolfen-Thalheim.

Vor drei Jahren hat Sachsen-Anhalt sein Büro in Shanghai eröffnet, berichtete Wirtschaftsminister Reiner Haseloff. Ein Unternehmen aus dem "Reich der Mitte" komme nun nach Mitteldeutschland in die Mitte Europas. "Die beste Wirtschaftsförderung ist immer, wenn Unternehmer Unternehmen werben", zeigte er sich sicher, dass nun weitere Investitionen folgen werden.

Auf der Pressekonferenz in Halle Saale wurden neben dem Austausch von Gastgeschenken - unter anderem gab es von Wirtschaftsminister Haseloff eine Replik der "Himmelsscheibe von Nebra" - auch Verträge mit den Techniklieferanten unterzeichnet. Vom Etiketten- und Faltschachteldruckmaschinenhersteller Gallus aus der Schweiz (Hauptsitz St. Gallen) konnte Jeff Bi Hua eine große goldene Kuhglocke in Empfang nehmen.

GA Pack tritt mit mehreren ehemaligen Spitzenkräften vom schwedischen Verpackungshersteller Tetrapak (Tetrapak-Laval-Gruppe) mit Sitz in der Schweiz an. Produktionsstart soll laut Neumann 2012 sein. Bis zum Herbst sollen die Produktionshallen stehen. Danach müssen die hochwertigen Maschinen montiert und eingestellt sowie die Fachkräfte für deren Betrieb geschult werden.

Für das Werk in Halle werden nun Mitarbeiter gesucht. Entsprechende Informationen sind im Internet bei Greatview zu finden. Bewerber um die Mitarbeit beim international aufgestellten Unternehmen sollten technisch versiert und mit der englischen Sprache vertraut sein. Gesucht werden Elektriker, Mechaniker, Maschinenführer und Druckspezialisten. Bewerbungen sind per Email möglich.