Güterbahnhof Halle

zuletzt aktualisiert am 20.06.2020

1889 ging Halles erster Güter- und Rangierbahnhof in Betrieb. Die zentrale Lage der Saale-Stadt und die fortschreitende Industrialisierung im mitteldeutschen Raum brachten genügend Güterumschlag, so dass sich der Ausbau nicht nur lohnte, sondern dringend erforderlich war.

In der DDR entwickelte sich das Areal zu einem der wichtigsten Güterumschlagplätze des Arbeiter-und-Bauern-Staates.

Nach dem politischen Umbruch 1989/90 und der Angliederung der in neue Länder zerlegten DDR zum 3. Oktober 1990 an die Bundesrepublik Deutschland ging der Güterumschlag in Halle immer weiter zurück. Der alte Güterbahnhof wurde stillgelegt, über zahlreiche Gleise wucherte das Gras. Mit der Modernisierung etlicher Hauptstrecken des deutschen Bahnnetzes und der Entwicklung des Flughafens Leipzig/Halle wie der Region Halle-Leipzig zur Logistikregion fiel die Entscheidung, in Halle eine Zugbildungsanlage - das neudeutsche Wort für Rangierbahnhof - zu bauen.

Nach einer zeitlichen Verzögerung durch gerichtliche Auseinandersetzungen begannen die Bauarbeiten im Jahr 2014 mit dem Abriss und Demontage der Altanlagen, nachdem 20 Jahre lang nichts passiert war in Halle. Dabei kamen auch Gleise aus der Gründungszeit des Güterbahnhofes zum Vorschein. In den Plänen für den Neubau waren 43 Kilometer Gleise vorgesehen, der Einsatz von 200.000 Kubikmeter Erde und 70.000 Kubikmeter Schotter. 36 Richtungsgleise gehören zum Rangierbahnhof. Kernstück ist der zehn Millionen Euro teure Ablaufsteuerrechner von Siemens, der die Wagen am Ablaufberg steuert und unter anderem die notwendige Bremsleistung berechnet. Große Aufmerksamkeit gilt dem Schallschutz. Schließlich befinden sich links und rechts der Anlage Wohngebiete und Anwohner erinnern sich nur zu gut an das Gequietsche und Gepoltere in den Jahrzehnten vor 1990, als die Güter, vor allem Kohle, Tag und Nacht rangiert wurden. "Einzelwagen werden unterschiedlichen Zugverbänden zugeordnet. Acht Einfahrgleise stehen dafür zur Verfügung", erklärt Stefan Ebersbach, Teamleiter Knoten Halle. Er zeigt auf einen grünen Zaun unweit des alten Schlachthofes in Freiimfelde: Dort ist das Reservat der Zauneidechsen, die für den Neubau der Zugbildungsanlage umgesiedelt werden mussten. Der neue Güterbahnhof in Halle soll den Güterbahnhof Leipzig-Engelsdorf entlasten, der 2014/2015 aus allen Nähten platzte.

Nordöstlich der neuen Berliner Brücke stießen Bauarbeiter im Februar 2015 auf einen Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. In den letzten zwei Kriegsjahren hatten Engländer und Amerikaner wiederholt gezielt Bahnanlagen attackiert, darunter auch den Rangierbahnhof in Halle an der Saale. Am 19. Februar 2015 kurz nach 14 Uhr erfolgte die kontrollierte Sprengung.

Rangierbahnhof: Bahn baut neu in Halle
Text & Foto: Martin Schramme | Erstbearbeitung: 20.09.2012 | letzte Aktualisierung: 26.09.2012

Blick auf die zugewucherten Gleise des alten Gueterbahnhofs in Halle an der Saale, Foto: Martin Schramme, 2012
Blick auf die zugewucherten Gleise des alten Güterbahnhofs in Halle an der Saale. Jetzt will die Bahn eine neue Zugbildungsanlage bauen.

(HALLE SAALE) Spatenstich für die Modernisierung der Zugbildungsanlage (ZBA = Rangierbahnhof) am 26. September 2012 in Halle: 146 Millionen Euro sollen investiert werden in eine Anlage, mit deren Hilfe pro Tag bis zu 2400 Güterwagen in neuen Zügen zusammengestellt werden können. Das Vorhaben verzögerte sich mehrfach, unter anderem wegen einer Klage eines Anwohners vom Mai 2010 gegen Lärm und Erschütterungen durch Bau und Betrieb der neuen Bahnanlagen. Bis zum 19. Oktober 2011 ließ sich das Oberverwaltungsgericht des Landes Sachsen-Anhalt Zeit, ehe es die Klage abwies. Dabei war der Grund für die Ablehnung faktisch schon zum Zeitpunkt klar, als die Klage eingereicht wurde. Denn das Gericht verwies den Kläger auf die Auslage der Planunterlagen vom 2. Juni bis zum 15. Juli 2008 und die ohne Widerspruch verstrichene Einwendungsfrist. "In Halle an der Saale entsteht eine unserer modernsten Zugbildungsanlagen in Europa", erklärte Hansjörg Hess, Produktionsvorstand der DB Netz AG, beim ersten Spatenstich am Mittwoch, 26. September 2012. Thomas Webel, Minister für Landesentwicklung und Verkehr für Sachsen-Anhalt, bezeichnete die Modernisierung des Rangierbahnhofs in Halle als wichtigen Wirtschaftsfaktor für den mitteldeutschen Raum. Auf dem Gelände der ZBA Halle sollen in den nächsten Jahren insgesamt 36 Richtungsgleise, ein neuer Ablaufberg und mehr als 130 neue Weichen platziert werden.

Langfristig soll auch der komplette Eisenbahnknoten Halle (Saale) ausgebaut werden für 400 Millionen Euro. Ziel ist der technisch neuste Stand mit elektronischer Steuerungs-, Signal- und Sicherheitstechnik. Die im Bau befindliche Aus- und Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt-Leipzig/Halle-Berlin soll eingebunden, der Spurplan komplett überarbeitet und ein Elektronisches Stellwerk (ESTW) eingebaut werden.

Neben dem Bahnhof Dresden-Friedrichstadt war der Güterbahnhof Halle (Saale) der bedeutendste Schienenverkehrsumschlagplatz im Netz der Deutschen Reichsbahn (DR) der DDR. Mitte der 1990er Jahre wurde er schrittweise stillgelegt.