Leipziger Buchmesse 2017

Manga, Cosplay, gute Laune

Text: Martin Schramme, letzte Aktualisierung: 26.03.2017

Manga-Comic-Con 2017, Foto: Martin Schramme, 25.03.2017
Dieser Mann im Cosplay-Kostüm beeindruckte viele Besucher der Leipziger Buchmesse 2017. Auf der Manga-Messe Manga-Comic-Con zeigte er seine eigene Kreation. Fotos: Martin Schramme

„Free Hugs“ - Schilder mit dieser Aufforderung tragen an diesem Samstag, 25. März 2017, mehrere süße Mädchen in Anime-Kostümen. Auf der Leipziger Buchmesse herzen sich tatsächlich wildfremde Menschen ungehemmt. Ins Gespräch zu kommen, ist superleicht und Fotos sind auch kein Problem. Es gibt nur wenige Plätze Mitten in Deutschland, an denen es so entspannt und friedlich zugeht, wie auf der „Manga-Comic-Con“, dem Szenetreff für Cosplayer in Ostdeutschland.

Wer hier wie aussieht und was er trägt, ist beinahe egal. Vor allem junge Frauen investieren viel Zeit dafür, sich zu schminken und zu kostümieren und so Figuren vor allem aus japanischen Comics (Manga) nachzuahmen. Besondere Anerkennung bekommen die, denen es gelingt, den Charakter ihrer Wahl optisch und mimisch am besten nachzuahmen. Einige Besucher ziehen es hingegen vor, ihre eigenen Charaktäre zu gestalten. Besonders viele Blicke ziehen heute zwei Männer auf sich, obwohl sonst die zumeist manga-typisch zuckersüßen Mädchen punkten. Einer der Männer hat sich in den Panzer eines übergroßen Robotermenschen gezwängt. Die Szenerie wirkt so surreal, dass einige Messegäste rätseln, ob sich tatsächlich ein Mensch hinter der Kampfmaschine verbirgt. Wer näher hinschaut, kann jedoch Menschenhände erkennen und sieht, dass eine Frau dicht hinter der Fantasygestalt steht, um ihren Mann zu dirigieren und etwas Halt zu geben. Ein anderer Mann marschiert als preußischer Offizier durch die Menschenmassen. Er schiebt einen Koffer mit seltsamen Rohren und trägt einen Tornister mit einer blubbernden Flüssigkeit und bläulichen Blitzen. Andere Cosplayer sind fasziniert von dem Jule-Verne-Verschnitt, zollen Anerkennung und wollen Fotos, Fotos, Fotos.

In der Messehalle Eins herrscht an diesem Samstagnachmittag ein Gewühle zwischen den zahlreichen Ständen, an denen es die Devotionalien der Cosplay-Szene gibt. Nicht nur in den Kostümen stecken viel Zeit und teilweise viel Geld, auch in Anime-Figuren, die schnell einige Hundert Euro kosten können. Doch eine Frau im Kimono erklärt, dass eine ordentliche Anime-Figuren-Sammlung eine gute Kapitalanlage sein kann. Von überall her kommen die Besucher. Viele sind aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg angereist, doch sie kommen auch von viel weiter her. Die Manga-Comic-Con ist das Ereignis. Nächster großer Szenetreff ist die „Connichi“ vom 22. bis 24. September 2017 in Kassel. Dort ist der Samstag der beliebteste Tag und schon jetzt, sechs Monate vorher, ausverkauft.

Cosplay kommt aus Japan und hat inzwischen auch im Westen eine breite Anhängerschaft. Das Wort Cosplay setzt sich aus Costume und Play (Kostüm/Verkleidung und Spiel) zusammen. Passend zur Herkunftsland des Trends ist auch der japanische Staatssender NHK (En-Ejtsch-Key) mit einem Stand vertreten. Ein Zuschauermagnet ist auch das Bühnenprogramm. Dabei bleibt die Manga- und Cosplayer-Szene keinesfalls unter sich. Auch in den anderen Messehallen sind die bunten Gestalten zu sehen und beliebte Fotomotive, zum Beispiel für den Regalanbieter Mocoba aus Baden-Württemberg, der wie schon auf der Manga-Messe 2016 Cosplayer in seinen Möbeln „herumturnen“ lässt, gewissermaßen als Werbegag.

Quellen / Links
alle Infos zur Manga-Comic-Con
japanischer Staatssender NHK
Cosplay-Treff „Connichi 2017“ in Kassel