Halle an der Saale 1990 bis 2022

Text und Bilder: Martin Schramme | letzte Aktualisierung: 23.03.2022

 

Sonderkapitel Treuhandanstalt

Im sozialistischen Staat DDR gehörten alle Produktionsmittel dem Volk. Mit dem Übergang in das kapitalistische System stand die Herstellung von Privateigentum an. Theoretisch hätte das Volkseigentum auf das Volk aufgeteilt werden müssen. Praktisch verhielt es sich anders, unter anderem weil durch das gesetzlich festgelegte Prinzip von "Rückgabe vor Entschädigung" nach der Wende zahlreiche Alteigentümer im Osten anrückten. Das aber betraf im Wesentlichen Immobilien. Es blieben die Volkseigenen Betriebe (VEB) und Kombinate. Zu deren Privatisierung hatten die Bürgerbewegungen der DDR die Treuhandgesellschaft erdacht, die im Ergebnis die Zerstörung der Ostwirtschaft betrieb und kriminellen Machenschaften Tür und Tor öffnete. Allein in Halle soll ein Schaden von einer Milliarde Mark entstanden sein. Auch in Halle Saale hatte die Treuhand eine Niederlassung. Der Niederlassungsleiter hieß seit Sommer 1993 Karl-Heinz Rüsber aus Bochum. Seit 1990 wirkten in der Hochhaus-Scheibe D und im Haus Alter Markt 17 unter anderem auch Wolfgang Kelling, Michael Dickerhof (später Ermittlungen), Kurt Hamel, Klaus Klamroth, Dieter Hentschel, Sven-Thomas Andreas (später Gerichtsverfahren), Sabine Hubrig, Karl Deffner (später Gerichtsverfahren) und Wilfried Glock (später Gerichtsverfahren). Bei späteren Gerichtsverfahren gegen einige Mitarbeiter der NL Halle ging es immer wieder um Bestechlichkeit und Schmiergelder in Millionenhöhe.

Quellen
"Der deutsche Goldrausch: Die wahre Geschichte der Treuhand" von Dirk Laabs
(eine schonungslose Abrechnung mit Politik, Wirtschaft und Treuhand)
Klaus Klamroth: ein Ex-Treuhandgesellschafter erinnert sich an seine Zeit in Halle
(langer persönlicher Bericht eines Akteurs)
Spiegel 7/1998

1990

9. Januar: DDR-weit einmalig demonstrieren 12.000 Handwerker auf dem Marktplatz zu Halle Saale, um bessere Rahmenbedingungen für ihre Unternehmen und mehr Eigenverantwortung zu fordern. Sie forderten die Durchsetzung des Leistungsprinzips, eine Gleichberechtigung aller Handwerker (genossenschaftlich und privat), die Abschaffung des Gewinnsteuerbetrags von 75 bis 90 Prozent für private Handwerker sowie angemessene und an die volkseigene Industrie angepasste Tarife. Die mangelnde Materialversorgung und die Reglementierung des privaten Handwerks auf maximal zehn Beschäftigte wurden besonders kritisiert.

17. März: Das ehemalige SED-Bezirksorgan "Freiheit" (SED-Zeitung für den Bezirk Halle = südliches Sachsen-Anhalt) erscheint nach dem Kauf durch den DuMont-Verlag aus Köln erstmals als "Mitteldeutsche Zeitung"

Halles Eissporthalle, die zu DDR-Zeiten sogar in den Schulunterricht integriert war, wird geschlossen.

Mai: OB Peter Renger gibt auf, nachdem er 122 Tage lang mit Stasi-Vorwürfen konfrontiert wurde. Sein Nachfolger heißt Klaus Rauen, Rechtsanwalt und Oberstadtdirektor aus Bonn.

2. Mai: Gründung der GWG, die den Großteil des Wohnungsbestandes in Neustadt führt.

30. Juni: Der VEB Gebäudewirtschaft Halle wird in die Hallesche Wohnungs- und Grundbesitz AG (HWG) umgewandelt.

1. Juli: In Halle wird die D-Mark verteilt. Alle Spareinlagen werden 1:1 (je nach Alter maximal 6000 Mark der DDR) und 1:2 (alles über dem altersabhängigen Maximalbetrag) umgetauscht, alle Schulden auch, so dass zum Beispiel auf den Baustellen plötzlich alle Kräne stillstehen. Außerdem brechen die Ostmärkte weg. In Halle ist vor allem der Waggonbau Ammendorf betroffen, der das Gros seiner Reisewaggons in die Sowjetunion liefert. Kanzler Kohl verspricht im Fernsehen blühende Landschaften in wenigen Jahren. Die Treuhand ist ab sofort Eigentümerin der ehemaligen DDR-Volkswirtschaft. Ziel: Alles verkaufen.

8. Juli: Deutschland gewinnt im Fußball-WM-Finale in Turin (Italien) mit 1:0 gegen Argentinien. In Halle löst das große Euphorie aus. Vor allem Jugendliche ziehen zu Halles Marktplatz für ein Freudenfest. Einige missbrauchen die Gelegenheit und zeigen die Reichskriegsflagge.

28. August: Lothar de Maiziere geleitet Bundeskanzler Helmut Kohl durch Halle Saale.

Die Produktion der Lettiner Porzellanmanufaktur (gegr. 1858) wird stillgelegt.

Sparkassen-Skandal: Nur wenige Monate nach der Währungsunion fabriziert die Stadt- und Saalkreissparkasse Halle den bis dahin größten Bankenskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die arglosen ostdeutschen Sparkassenangestellten verleihen fast 700 Millionen Mark an westdeutsche Kreditnehmer, die große Investitionsvorhaben vorgauckeln, das Geld aber wegschaffen und verjubeln. Am Ende belaufen sich die Verluste auf 434 Millionen Mark. Jahrelange Ermittlung können den immensen Schaden nicht reparieren. mehr

13. Dezember: Das Anzeigenblatt "Wochenspiegel" aus dem Hause Dumont (Köln) erscheint erstmals in Halle.

1991

Der Bremer Klaus Froboese wird Intendant des Landestheaters in Halle (Opernhaus).

2. Januar: Die Niederlassung Halle der Treuhandanstalt nimmt in der Hochhaus-Scheibe D ihre Arbeit auf.
10. Mai: Bundeskanzler Helmut Kohl besucht siegesgewiss Halle Saale und wird mit Pfiffen und Eiern empfangen. Mit dem Eierwerfer will er sich prügeln. Sicherheitsbeamte können Kohl nur mit Mühe zurückhalten.

29. Mai: Die Stadt Halle tilgt die Ehrenbürgerschaften von Paul von Hindenburg, Adolf Hitler und Hermann Göring.

Skandal bei der kommunalen Wohnungsgesellschaft HWG (vormals Gebäudewirtschaft): Der Aufsichtsratsvorsitzende Dirk Bettels schanzt seinem Familien- und Freundeskreis über nicht ausgeschriebene Aufträge Millionen zu, enthüllt die "Mitteldeutsche Zeitung".

Juni: Die Ehrenbürgerwürde wird an Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher verliehen.

25. Juni: Die Stadtwerke Halle (SWH) werden gegründet.

7. Juli: Halles OB Klaus Peter Rauen verabschiedet die in Halle stationierten sowjetischen Truppen. 1945 hatten sie unter anderem die ehemalige Wehrmachtsgarnision Heide-Süd bezogen. In der ehemaligen Landesheilanstalt hatten die "Russen" ein Offizierslazarett und ein Garnisionsgefängnis eingerichtet. Die Anstaltskirche nutzten sie als Turnhalle. Die Altlastensanierung wird Halle noch auf Jahre beschäftigen und viel Geld kosten. In der General-Maerker-Kaserne war die 27. Garde-Mot.-Schützen-Division (MSD) stationiert.

Die Landesmedienanstalt Sachsen-Anhalt (MSA) wird gegründet. Ihr Hauptsitz ist Halle an der Saale. Aufgabe der Anstalt ist es, privaten Rundfunkanbieter, Fernsehanstalten und Telemedien zu überwachen und Sendelizenzen zu vergeben.

1992

1. Januar: Ab sofort können alle Bundesbürger Einsicht in die Unterlagen des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit der DDR beantragen. In einem früheren Stasigebäude am Gimritzer Damm in Halle ist eine Außenstelle der von Joachim Gauck geleiteten Behörde (Gauck-Behörde) eingerichtet.

6. April: Startschuss für das Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) am Weinberg in Halle Saale mit dem TGZ I.

Das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie Halle (IPB) wird wiedergegründet.

Die Konsum-Genossenschaft (KONSUM), einst zweitmächtigste Handelsorganisation der DDR, ist pleite. Ungünstige Kreditkonditionen und aggressive Westhändler haben den KONSUM in die Knie gezwungen. In zehn Jahren wird das bis dahin größte Konkursverfahren (Forderungen 700 Millionen DM) verhandelt. Das Verfahren schlägt in der Presse bis in hin zum Spiegel hohe Wellen. Im Zentrum der Aufregung steht allerdings nicht die skandalöse Zerschlagung eines weiteren ostdeutschen Unternehmens.

Das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik (IWM) wird in Halle Saale eröffnet.

Juli: Unbekannte wollen die Stasi-Vergangenheit nicht BStU-Chef Joachim Gauck überlassen und werfen eine Liste mit Namen ehemaliger Stasi-Mitarbeiter bei der BILD-Zeitung und bei der Mitteldeutschen Zeitung (MZ, vorher Freiheit) in den Briefkasten. Wie erst Jahre später bekannt wird, arbeiten etliche ehemalige Stasi-Mitarbeiter jahrelang in der Behörde, die das Wirken des DDR-Geheimdienstes untersuchen und offenlegen soll. Die BILD-Zeitung druckt die Liste in einer Fortsetzungsserie ab dem 13. Juli 1992, bis ein Gericht die Veröffentlichung stoppt. Viele bekannte Namen tauchen auf, einige bestreiten die Zusammenarbeit mit dem MfS. Zudem bestehen Zweifel, ob die Liste vollständig ist.


Beitrag von Spiegel TV über die Stasi-Listen in Halle Saale

1. Dezember: Der private Radiosender "Radio Brocken" (ein Ableger der Sendergruppe RTL) nimmt in Halle-Trotha den Sendebetrieb auf.

Der Bau an Europas größtem Gewerbepark hat in Halles Osten an der B6 begonnen. Gebaut wird er auf einem ehemaligen Tagebaugelände, auf dem zuletzt eine Ziegelei und ein Kraftwerk gestanden haben.

1993

5. Februar: Die Hafen Halle GmbH wird gegründet. In der Hoffnung, dass im Zuge des Aufbau-Ost-Programms der Saale-Ausbau zur Elbe abgeschlossen wird, setzt Halle auf die Industrieschifffahrt.

25. Mai: Die Energieversorgung Halle (EVH) wird gegründet. Damit bleibt Halles Energieversorgung in kommunaler Hand und geht nicht, wie zunächst geplant an einer der westdeutschen Konzerne RWE, Preußen Elektra oder Bayernwerk. Bedingung ist, dass die Kommunen auf ihre Anteile an den Bezirkskombinaten abtreten. Nachdem sich 164 Kommunen an das Bundesverfassungsgericht gewandt hatten, war dieser Vergleich zustande gekommen.

Juni: Einweihung des neuen Glockenspieles im Roten Turm.
Das Kino "Goethe-Lichtspiele" am unteren Boulevard wird abgerissen.

August: Die Treuhand-Zentrale in Berlin stellt Strafanzeige gegen ihren früheren Niederlassungsleiter in Halle, Michael Dickerhof.

Oktober: Halle erhält eine Goldmedaille im Städtewettbewerb für Altstadtsanierung.

Der Radioverein Corax, aus dem später das gleichnamige Bürgerradio hervorgeht, wird gegründet. Zu den Protagonisten gehört Thomas Kupfer.

1994

Halles Stadtwirtschaft führt die Mülltrennung ein.

Der ehemalige Treuhand-Manager und Chef-Privatisierer in Halle, Wilfried Glock, wird in Texas (USA) verhaftet.

April: Halle erlebt ein großes Hochwasser. Am 16. April erreicht die Saale mit 6,83 Meter am Unterpegel Halle-Trotha einen historischen Höchststand. Das war mit mehr als vier Metern über Normalstand laut Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt ein Hochwasser mit einer Wiederholungszeitspanne von 40 Jahren. (ein Irrtum, wie sich im Januar 2011 herausstellen wird, denn nach nur knapp 17 Jahren wird es schon wieder soweit sein und nach weiteren nur zwei Jahren, also 2013, erneut)

In Halle erscheint die erste Ausgabe der SonntagsNachrichten Halle, einem Anzeigenblatt zum Sonntag (bis Herbst 2015).

Der auf Kinderbücher spezialisierte Postreiter Verlag in Halle geschlossen und mit dem Kinderbuchverlag Berlin (ein ebenfalls privatisierter, ehemaliger volkseigener Verlag) zusammengelegt. Der im Juli 1947 von Gustav Koepper als Kommanditgesellschaft gegründete und 1972 endgültig und vollständig verstaatlichte Verlag war im Juni 1990 wieder privatisiert worden. Danach hatte im Dezember 1990 der Münchner Sellier Verlag des Kinderbuchverlegers Hans Meisinger das Haus für eine DM übernommen. 1998 wird der Verlag beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels abgemeldet.

1995

Im Charlottenviertel nahe der oberen Leipziger Straße wird das CharlottenCenter eröffnet. Es ist eine schwere Geburt. Es wird Jahre dauern, bis sich das Haus als Freizeitzentrum einigermaßen stabilisiert.

Ein Investor aus München will das desolate Solbad Wittekind zum Seniorenstift umbauen. Das Vorhaben wird an den denkmalschützerischen Ambitionen der Stadt Halle scheitern und viele weitere Jahre verfallen.

In Halle-Bruckdorf an der B6 beginnt der Bau des Halleschen Einkaufspark (HEP).

11. November: Startschuss für das Biozentrum an Weinberg-Campus in Halle Saale.

Ende des Jahres wird die Tageszeitung "Hallesche Tageblatt" (Nachfolger der seit 18. Dezember 1945 erschienenen DDR-Zeitung LDZ = Liberaldemokratische Zeitung) komplett eingestellt. Gemäß einer Absprache zwischen den Mediengiganten Springer-Verlag (Bild-Zeitung und Hallesches Tageblatt) und Dumont-Verlag (Mitteldeutsche Zeitung und Express) hat Dumont sein Boulevard-Blatt vom Mark genommen und Springer die Tageszeitung. Damit erscheint nur noch der Freiheit-Nachfolger. Bereits im Juli 1991 war das Tageblatt der "Leipziger Volkszeitung" zugeordnet worden. Zuletzt waren die Auflagenzahlen deutlich zurückgegangen.

1996

Januar: Der Komet Hyakutake ist auch in Halle mit bloßem Auge zu sehen.

1. März: In Halle erscheint die erste Ausgabe der Zeitung "Neues Hallesches Tageblatt". Herausgeber ist der Unternehmer Dieter Schuh. Der Vorläufer "Hallesches Tageblatt" war Ende 1995 eingestellt worden.

Mai: Baubeginn an der "Spitze", gebaut werden das MDR-Funkhaus (MDR = Mitteldeutscher Rundfunk), Bürogebäude für die Stadtwerke Halle und die Konzerthalle Händel-Halle. Bei den Bauvorbereitungen werden Betongründungen entfernt, die die DDR Ende der 1980er Jahre eingebracht hatte für einen bereits in den 1960er Jahren geplanten Kulturpalast.

Am Universitätsplatz beginnt der Bau des Juridiums. Kosten: 14 Millionen Euro (zu der Zeit wird jedoch noch für D-Mark gebaut).

Halles bekannteste Hausbesetzer räumen "ihr" Haus in der Kellnerstraße und ziehen in das von der Stadt Halle angebotene Haus Ludwigstraße 37 um.

11. September: 5.36 Uhr wackeln für 20 Minuten die Wände in Halle. Der Einsturz des Ostfeldes der Kalisalzgrube Teutschenthal hat ein Erdbeben der Stärke 5,0 ausgelöst. Die Hallenser kommen mit dem Schrecken davon. Es gibt keine nennenswerten Schäden. Dem Einsturz ist der offenbar unsachgemäße, bis in DDR-Zeiten zurück reichende Betrieb der Grube vorausgegangen.

1997

Der Komet Hale-Bopp ist auch in Halle Saale mit bloßem Auge zu sehen. Der Nachthimmel ist wolkenfrei und der Komet daher perfekt zu sehen.

Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten des kontaminierten, ehemaligen Garnisionsgeländes (erst Wehrmacht, dann Sowjetarmee) zwischen Neustadt und Heide wird das Neubaugebiet "Heide-Süd" begonnen. Die Stadt Halle hat die Bundesliegenschaft gekauft und plant Wohnen und Forschen.

Halle hat wieder ein Ritter-Kaufhaus. Im Krieg schwer zerstört wurden die Gebäudereste in der DDR weiter genutzt (u.a. für das Kino "Goethe-Lichtspiele"). Nach dem Totalabriss der Gebäudereste nach der Wende entstand ein moderner Neubau.

Die Maler Thomas Rabisch, Christian Weihrauch und Bernd Baumgart hinterlassen im Hinterhof des neu erbauten Hotels Europa an der Delitzscher Straße ein riesiges Wandbild mit halleschen Sehenswürdigkeiten wie Marktkirche, Kühler Brunnen und Händel-Denkmal, historischen Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang von Goethe, Karl Marx und Erich Honecker, halleschen Originalen wie Zither-Reinhold sowie halleschen Promis jener Zeit wie OB Klaus Rauen, Ex-Außenminister und Ex-Hallenser Hans-Dietrich Genscher. Auf dem Bild tauchen auch zwei Hütchenspieler auf, die stellvertretend für eine Anfang der 90er Jahre beliebte Betrugsmasche stehen, die in Halles Haupteinkaufszone Leipziger Straße oft zu beobachten war und wo ahnungslose Menschen viel Geld verloren, weil sie zu wissen glaubten unter welchem Hut sich der Kunststoffball befindet.

1. Juni: Im Charlottenviertel eröffnet des Dorint Hotel Charlottenhof, das sich bald zu Halles erfolgreichstem Hotel und Hans-Dietrich Genschers (Ex-Außenminister und Ehrenbürger der Stadt Halle) entwickeln wird.

26. September: Bei einem Spiel der halleschen Fußballvereine HFC und VfL Halle 96 stürzt der Fallschirmspringer Matthias Becker vom FSC Halle-Oppin, der mit dem Ball in das Kurt-Wabbel-Stadion einschweben sollte, ungebremst in den Kassenbereich. Der Springer und drei weitere Menschen kommen ums Leben. Die Toten waren 18, 21, 28 und 37 Jahre alt. mehr

Oktober: Das Dorint Hotel Charlottenhof im Charlottenviertel am Riebeckplatz wird übergeben.

1998

5. April: Das hallesche Stadtfernsehen "TV Halle" nimmt den Sendebetrieb auf. Der Versuch in den Folgejahren, mit dem Halle-Saale-Fernsehen (hs-f) ein weiteres Stadtfernsehen zu etablieren, wird scheitern.

Baustart für Straßenbahn nach Halle-Neustadt.

Wo einst die "Rolltreppe" stand (erst Karstadt, zu DDR Konsument-Warenhaus), übergibt die Frankonia den neuen Geschäfts- und Bürokomplex "Händelgalerie".

Das Juridium am Universitätsplatz ist fertig.

Der städtische Haushalt ist erstmals nicht ausgeglichen. Doch noch kann Halles OB Klaus Rauen von den Rücklagen leben.

30. Oktober: Nach jahrelangem Leerstand und der teilweisen Sanierung der Anlagen wird Halles Eissporthalle wiedereröffnet. Die ehemals kommunale Einrichtung wird nun privat betrieben von zwei ehemaligen Eishockey-Spielern, Andreas Werkling und Frank Busch.

12. November: Startschuss für das Technologie- und Gründerzentrum II (TGZ) am Weinberg-Campus in Halle Saale.

1999

Baubeginn für neue "Rolltreppe" (Kaufhaus mit Rolltreppe).

Die Frankonia Wohnbau GmbH & Co. KG aus Nettetal, das Architekturbüro Kister Scheithauer Gross aus Köln und die Kaufhof AG, ebenfalls aus Köln, setzen sich gegen Mitbewerber Karstadt AG durch beim Wettbewerb um einen Kaufhaus-Neubau auf der Nordost-Ecke des halleschen Marktplatzes.

1. April: In Halle-Beesen wird das Spaßbad "Maya mare" eröffnet.

Der Um- und Neubau des Krankenhauses St. Elisabeth & St. Barbara ist abgeschlossen.

11. August: Eine totale Sonnenfinsternis mit Kernschatten über Europa hät auch die Hallenser in Atem, doch der bewölkte Himmel über der Stadt beeinträchtigt die Beobachtungen.

September: Das mdr-Funkhaus öffnet auf der "Spitze".

2000

Das freie, rundfunkgebührenfinanzierte Bürgerradio Radio Corax geht nach jahrelangem Kampf auf Sendung.

10. März: Eine Dachdeckerfirma löst bei Arbeiten am Dach der Stephanuskirche einen Brand aus. Bei dem spektakulären Feuer wird die Turmspitze zerstört. Im Zuge der notwendigen Löscharbeiten entsteht ein immenser Schaden an Büchern der Universitätsbibliothek, die die Kirche als Magazin nutzt.

Am Flughafen Halle-Leipzig wird die neue Start- und Landebahn Nord in Betrieb genommen. Fortan sind im 24 Stunden-Betrieb Interkontinentalflüge möglich.

2001

Juni: Bundeskanzler Gerhard Schröder spricht sich dafür aus, dass Halle Sitz der geplanten Bundeskulturstiftung werden soll. Zu den prominenten Fürsprechern gehört auch der Schriftsteller Günter Grass ("Die Blechtrommel").

1. Juli: Mit dem "Halleforum" startet in Halle eine Internet-Plattform, die sich in den Folgejahren zu einem von den ortsansässigen Zeitungen als Konkurrenz wahrgenommenen Nachrichtendienst entwickelt.

11. September: Schockiert schaut die Welt auf das World Trade Center in New York. Zwei Flugzeuge sind hineingeflogen. Die Häuser brennen und stürzen komplett ein. Fortan ist vom islamistischen Terror die Rede, doch es gibt auch andere Theorien. Tausende Menschen sterben. Auch Hallenser zünden für die Toten Kerzen an. Die Stadt schickt Hilfskräfte in die USA.

2002

21. März: Die Bundeskulturstiftung kommt nach Halle. Für den Standort hat sich der Schriftsteller Günther Grass stark gemacht.

Gemeindepfarrer Dietmar Nikolai Webel (1958-2014) gründet das "Väterradio" beim Bürgerradio Corax in Halle. Nach eigener leidlicher Erfahrung gibt er den unter den Folgen von Trennungen leidenden Vätern eine Stimme im Radio. Bis zu seinem frühen Tode 2014 wird er das tun.

Erster Spatenstich für den Neuausbau der S-Bahn-Strecke Halle-Leipzig.

Die Frankonia übergibt den innerstädtischen Multifunktionskomplex "Händelhauskarree". Läden, Büros, Wohnungen, Praxen sowie Halles Universität und das Händelhaus nutzen den Neubau. Übergeben werden auch ein sanierter Altbau und ein Neubau des Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung am Advokatenweg.

Die Deutsche Bahn AG legt die elektrifizierte S-Bahn-Strecke zwischen Halle-Nietleben und Halle-Dölau still. Später werden sich Freunde der Halle-Hettstedter-Eisenbahn (HHE) dafür interessieren.

21. Dezember: Eine Gasexplosion verwüstet an der Stephanuskirche einen ganzen Straßenzug. Ein Wohn- und Geschäftshaus ist völlig zerstört. Im Zuge kriminalpolizeilicher Ermittlungen wird sich später herausstellen, dass eine Gasleitung bewusst manipuliert wurde. Der Hausbesitzer wird 2004 verurteilt werden. Sein Motiv: Versicherungsbetrug.

2003

Überlebende Mitglieder der "Timberwölfe", also jener US-amerikanischen Einheit, die der Stadt Halle 1945 das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte, sind zu Gast in Halle. An der historischen Begegnung maßgeblich beteiligt ist Matthias Maurer, Rechtsanwalt in Halle und Autor eines Buches über die Befreiung Halles und die Rolle Felix Graf von Luckners dabei.

28. August: Auf dem Gelände der Franckeschen Stiftungen zu Halle an der Saale wird der Grundstein für das "Haus der Generationen" gelegt.

2004

Hallenser protestieren im August 2004 auf dem Hallmarkt in Halle Saale gegen die Hartz IV-Gesetze. / Foto: Martin Schramme
März: Die Schließung des Waggonbaus Ammendorf zeichnet sich ab. Die Waggonbauer protestieren die nächsten Woche-n mehrfach in Halle und Berlin.

Unter Klaus Lellé entwickelt sich die Halloren Schokoladenfabrik, Deutschlands älteste noch bestehende Schokoladenfabrik, hervorragend. Für neue Investitionen braucht das mittelständische Unternehmen viel Geld. Da Kredite bei Banken sehr teuer sind, leiht sich Lellé die Millionen Euro bei den Bürgern. Er gibt Teilhaberschuldverschreibungen mit einer Laufzeit von fünf Jahren aus - Null Risiko für ihn, Risiko für die Bürger. 2009 wird sich zeigen: Alle haben profitiert.

Die Internet-Apotheke "Zur Rose" aus der Schweiz investiert in Halle und baut am Thüringer Bahnhof ein Logistikzentrum.

Das Händel-Haus Halle testet kostenlosen Eintritt. So sollen die Besucherzahlen erhöht und Kosten gespart werden. Die Idee kommt aus England. In Halle spricht für die Lösung, dass zwei angestellte Kassierer mehr kosten, als durch Eintrittsgelder reinkommt.

Mai: Der Galeria Kaufhof-Neubau am halleschen Marktplatz wird eröffnet. Im Vorfeld hatte es Streit um dessen Bau und die Bauausführung gegeben. Der Dezernent für Planen und Bauen, Rainer Tepasse, stolperte im Vorfeld des Baus über die pikanten Verbindungen seines Vorgängers im Planungsdezernat zur Frankonia.

6./7. Mai: Die ersten "Stolpersteine" des Künstlers Gunter Demnig aus Köln werden in Halle vor den Häusern Große Ulrichstra e 2, 27 und 58 sowie Leipziger Straße 4, Mittelstraße 11-13 und Talamtstraße 6 verlegt. Die goldfarbenen Steine sollen an Mord und Vertreibung der Juden im NS-Staat (1933-1945) erinnern.

August: Wütende Proteste gegen "Hartz IV" erschüttern Deutschland. Auch in Halle gehen Tausende auf die Straße. Montagsdemos heißen die Proteste, doch anders als 1989 in der DDR ist es nur ein kurzes Aufbäumen gegen die soziale Ungerechtigkeit.

5. Dezember: Halle bekommt des Technologie- und Gründerzentrum III (TGZ).

2005

Mitteldeutsche Multimediazentrum MMZ in Bau im Juni 2004, Foto: Martin Schramme April: Halles Polizeidirektion zieht in einen Neubau an der Merseburger Straße. Die Beamten können endlich das überalterte, völlig heruntergekommene Polizeipräsidium in der Dreyhauptstraße verlassen.
Der Liedermacher und Autor Stephan Krawczyk erhält in Halle den Preis der Lutherstädte "Das unerschrockene Wort".

Beginn des Marktplatz-Umbaus: Graue Steine aus China sollen als Pflaster verwendet werden. Vorher graben Archäologen Bemerkenswertes aus dem Mittelalter aus - darunter eine alte Latrine, ein Kaufhaus und einen Friedhof mit zahlreichen Skeletten.

In der Delitzscher Straße bricht ein alter Abwasserkanal ein und reißt ein großes Loch in den Asphalt. Ein Wunder, dass keiner zu Schaden kommt.

Juni: Halle bekommt einen Kinderfreitisch. Fortan gibt es in der Kindereinrichtung "Krokoseum" an den Franckeschen Stiftungen kostenlos Essen für Kinder aus bedürftigen Familien. In Halle ist die Zahl solcher Kinder inzwischen erschreckend hoch.

Dell kommt nach Halle: Der amerikanische Computerhersteller startet im Herbst ein Call Center mit 300 Mitarbeitern und will auf 1000 aufstocken. Für seinen Büro-Neubau an der Raffineriestraße reißt Dell die alte Zuckerfabrik ab.

August: Die ersten Mieter ziehen ein in das Mitteldeutsche Multimedia Zentrum (MMZ).

Zum Jahresende ist endgültig Schluss mit dem Traditionsbetrieb Waggonbau Ammendorf. Der kanadische Konzern Bombardier schließt den Standort Halle.

2006

Halle feiert 1200 Jahre. Die Feier bezieht sich auf die Ersterwähnung der Stadt 806. Erst 1961 waren 1000 Jahre gefeiert worden mit Bezug auf eine Schenkungsurkunde von 961.

14. März: Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass fordert, dass die Bundeskulturstiftung in Halle bleiben soll. Die Ministerpräsidentenkonferenz plant, die Kulturstiftungen des Bundes und der Länder in Berlin zusammenzulegen. Die Bürgerstiftung Halle und Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler wollen mit einer Unterschriftenliste dagegenhalten. Der Aufruf dazu wird am 29. März 2017 erscheinen.
Der umgebaute Riebeckplatz wird übergeben: Der Fußgängertunnel wurde aufgebrochen, die Straßenbahn unter die Straße verlegt und der Verkehrskreisel verkleinert. Zuletzt war der Platz in der DDR Ende der 60er Jahre angefasst und radikal modernisiert worden mit Verkehrskreisel, Straßenbahn und "Zuckerhut", Nord-Süd-Straßenbrücke und Fußgängertunnel zwischen Leipziger Straße und Hauptbahnhof. So sieht es da aus.

Die neue Berliner Brücke wird übergeben, die alte aus der Kaiserzeit abgerissen.

Dagmar Szabados (SPD) wird Halles neue Oberbürgermeisterin. Im Wahlkampf wurde sie - zur Überraschung vieler - vom ehemaligen Oberbürgermeister Klaus Rauen (CDU) gegen ihren CDU-Mitbewerber Bernhard Bönisch unterstützt. Die Bild-Zeitung begleitet den Paukenschlag mit entsprechender Propaganda.

2007

März: Erstmals können alle Bürger den Haushaltsentwurf der Stadt Halle Saale im Internet finden.

Die Stadt ist in Geldnöten, etliche Schul- und Kindergartengebäude sind in einem traurigen Zustand. Halle macht, was in Mode gekommen ist: Public Private Partnership (PPP) heißt der Handel zwischen öffentlicher Hand und privater Wirtschaft, der die Sanierung der Gebäude ermöglicht. Die Stadt lebt auf Pump, die Rechnung kommt später.

Die Kaserne an der Heide in Lettin wird geschlossen. Bis dahin waren Teile eines Sanitätsbataillon dort stationiert.

September: Die der Gedenkstätte "Roter Ochse" macht Karteikarten mit Namen, Fotos und anderen personenbezogenen Daten von Mitarbeitern der Bezirksverwaltung des MfS öffentlich zugänglich.

2008

Halle feiert das erste Hansefest. Halle war von 1281 bis 1521 Mitglied der Hanse und ist 2001 dem Nachfolgeverein "Die Hanse" beigetreten.

Sommer: Halle ist Gastgeber für das internationale Kulturereignis "Theater der Welt".

Herbst: Laut einer EU-Statistik ist die Stadt Halle Saale in Europa die Stadt mit den meisten Regentagen. Zu Grunde gelegt werden die Daten des Jahres 2004, in dem es in Halle an 266 Tagen regnete.

2009

Der Möbelhändler Helmut Lührmann übernimmt das leerstehende Karstadt-Kaufhaus (ehemals Centrum-Warenhaus).

Schlagabtausch S+K und HWG: Der Kabelfernsehmonopolist S+K (hervorgegangen 1990 aus der zu DDR-Zeiten stadtbeherrschenden Gebäudewirtschaft) wirft der HWG in ganzseitigen Zeitungsanzeigen Unehrlichkeit und Charakterlosigkeit vor. Vorausgegangen war ein Streit über die Fortsetzung des Versorgungsauftrags bei der HWG. S+K hätte gerne einen Vertrag für 15 Jahre geschlossen, die HWG hatte das zurückgewiesen und einen möglichen Vertragsschluss mit einer horrend teuren Provisionssumme belegt.

Juni: Die Rockerbande "Chicanos", eine Gruppierung der "Bandidos", siedelt sich in Halle an. Ein Jahr später werden sie das alte Kino "ToBü" (Tonbühne) an der Merseburger Straße 425 in Beschlag nehmen.

2010

März: Halle beschließt die Bewerbung um den Titel "Stadt der Wissenschaft 2012".

Juni: Die HWG beginnt mit dem Abriss des 22-geschossigen Nordturms am westlichen Riebeckplatz. Sechs Jahre nach einem entsprechenden Aufsichtsratsbeschluss des kommunalen Wohnungsunternehmens haben sich die Abrissbefürworter gegen alle Proteste und Einwände durchgesetzt.

In einer alten Kaligrube bei Angersdorf will die Bergbaunachfolgegesellschaft GTS Giftmüll einlagern. Offiziell ist von Versatz die Rede. Mit extrem problematischen Stoffen belastete Filterstäube, vor allem aus Müllverbrennungsanlagen, sollen die riesigen unterirdischen Kavernen verfüllt werden. Viele Bürger protestieren, im August wird das Verfahren vorerst ausgesetzt.

Sommer: Der Neubau der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) in der Leipziger Straße wird fertiggestellt. Damit verschwindet auch ein Hinterhof, der viele Jahre lang verlodderte.

September: Die ersten Live-Übertragung eines Konzerts in 3D geht von Halle aus. Gezeigt wird der Auftritt der Stuttgarter Hip-Hop-Band "Die Fantastischen Vier" (Fanta4) im Steintor Varieté Halle.

Oktober: Halles Stadtverwaltung wird als die bundesweit recyclingpapierfreundlichste ausgezeichnet.
Halle bewirbt sich um den Titel "Stadt der Wissenschaft 2012".

25./26. Oktober: In der Magdeburger Straße liefern sich Mitglieder der verfeindeten Rockerbanden "Chicanos" und "Underdogs" (beide in Halle-Ammendorf beheimatet) in der Nacht eine wilde Straßenschlacht.

2011

Februar: Die ZDF-Fernsehsendung "Wetten, dass ...?" mit Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker gastiert zum dritten Mal in Halle.

März: Halle bekommt 50.000 Euro für die Bewerbung um den Titel "Stadt der Wissenschaft". Den Titel geht allerdings an die Hansestadt Lübeck. Halle erklärt, sich 2012 trotzdem als Stadt der Wissenschaft zu präsentieren.

Mai: "Halle blockt" heißt eine hallesche Initiative unter Beteiligung der OB, die Flagge zeigt gegen den Aufmarsch der Neonazis am "Tag der Arbeit" in Halle.

19. bis 22. Mai: In Kaunas (Litauen) wird der 31. Internationale Hansetag abgehalten. Halle ist mit einer Delegation vertreten.

Juli: Halle hat 266 Millionen Euro Schulden. Das Land Sachsen-Anhalt plant weitere Kürzungen, hat selbst über 20 Milliarden Euro Schulden. Im Verbund mit Magdeburgs OB wirft Halles OB Dagmar Szabados dem Landesfinanzminister Jens Bullerjahn vor, den Landeshaushalt zu Lasten der Kommunen sanieren zu wollen.

September: Das bisher namenlose Gewerbegebiet an der B6, auf dem sich unter anderem der Hallesche Einkaufspark (HEP) und die Halle Messe befinden, geht mit dem Namen "MesseHandelsCentrum HalleSaale" in die Offensive.

Dezember: Das ehemalige Freimaurer-Haus auf dem Jägerberg (zu DDR-Zeiten Tscherny-Haus) ist fertig saniert. Deutschlands Nationalakademie Leopoldina zieht ein in das "Weiße Haus".

2012

11. Januar: Bombenfund in Ammendorf - nur knapp zwei Monate nach dem Fund einer amerikanischen 250 Kilogramm-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Halles Innenstadt stößt ein Baggerfahrer an der Elsterbrücke nahe der B91 auf eine 125 Kilogramm-Fliegerbombe. Diesmal fehlen allerdings beide Zünder.

12. Januar: Deutschlands dienstältester Hoteldirektor, Bertram Thieme, feiert sein 35-jähriges Dienstjubiläum. 1977 wurde er Chef des Interhotels Stadt Halle, das nach der Wende zum Maritim-Hotel wurde. Seit 16 Jahren ist er Chef des Dorint-Hotels im Charlottenviertel.

Februar: In der ersten Monatshäfte wird Halle von heftigem Frost aus Sibirien erfasst. Die Temperaturen liegen tagelang auch bei Tag nicht über minus 10 Grad Celsius und fallen teilweise bis auf minus 22 Grad Celsius. mehr

März: In Halle wird der Vorschlag der SPD-Stadtratsfraktion diskutiert, die Philipp-Müller-Straße in Willy-Brandt-Straße umzubenennen. Im Kulturausschuss gibt es dafür keine Mehrheit, im Stadtrat am 28. März 2012 indes schon, womit die Umbenennung beschlossen ist.

1. Juli: Halle wählt einen neuen Oberbürgermeister, was schon für den 17. Juni geplant war, jedoch an einem Ausschreibungsfehler scheiterte. Zwei Kandidaten setzen sich durch: Bernhard Bönisch (CDU) und Bernd Wiegand (parteiloser Ex-SPD-Mann). Eine Stichwahl muss das Rennen entscheiden.

15. Juli: Paukenschlag in Halle: Der Außenseiter Bernd Wiegand gewinnt knapp die Stichwahl und wird Halles neuer OB. Wie seine ungeliebte Vorgängerin Szabados hatte auch er bereits Wochen zuvor die Bild-Zeitung als Verbündeten.

4. September: Hans-Joachim Böhme stirbt im Alter von 82 Jahren. Er war seit 1981 Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung Halle und gehörte 1989 zu jenen prominenten Vertretern der DDR, die als Nomenklatura erst verbal angegriffen und dann aus dem Amt gejagt wurden. Am 30. Oktober 1989 traf er Vertreter des Neuen Forums, ehe er sich am 2. November erstmals den Demonstranten auf dem Markt stellte. Sieben Tage später trat er ab. Böhme galt als Hardliner nicht zuletzt bei der Kontrolle der Presse.

26. September: Spatenstich für den neuen Güterbahnhof in Halle an der Saale. Bereits 2008 hatten die Planungsunterlagen ausgelegen. Doch gerichtliche Auseinandersetzungen und Fragen der Finanzierung verzögerten das Bauvorhaben der Deutschen Bahn AG.

1. Dezember: Bernd Wiegand tritt seine Amtsgeschäfte als Halles neuer OB an. In seinen Stab hat er sich die Stadträte Martina Wildgrube (FDP) und Oliver Paulsen (Grüne) geholt.

2013

5. Juni: Der Pegel der Saale in Halle-Trotha zeigt 8,10 Meter an. Unter Wasser stehen Teile der Innenstadt, die vier Kelleretagen des Mitteldeutschen Multimediazentrums und die Eissporthalle. Auf dem Glauchaer Platz sind Bootsfahrten möglich. Seit Tagen schon gilt Katastrophenalarm. Junge Menschen schippen auf dem Marktplatz Sand, damit der Gimritzer Damm gehalten werden kann. mehr dazu

2014

Juli: Gegen Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand beginnt vor dem Landgericht Halle (Saale) ein Strafprozessverfahren. Die Anklage lautet auf Untreue. Der OB soll durch die persönliche Einstellung dreier Führungskräfte zum 01.12.2012 Verträge zum Nachteil des Steuerzahlers in Höhe von 250.000 bis 300.000 Euro geschlossen haben. Sechs Verhandlungstage werden angesetzt. Nach 20 Verhandlungstagen ist noch immer kein Urteil gefallen, aber das Jahr 2014 zu Ende.

Juli: Halle-Neustadt, einst die jüngste Stadt der DDR, feiert 50 Jahre.

2015

Februar: Halles OB Bernd Wiegand wird von dem Vorwurf der Untreue freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft Halle beantragt Revision. Sie wird Ende des Jahres vom Bundesgerichtshof in Karlsruhe bestätigt.

Juli: Die ehemalige Chefin des Jobcenters Halle, Sylvia Tempel, steht vor Gericht (und wird später teilweise freigesprochen). Der Vorwurf: Untreue und der missbräuchliche Einsatz von Ein-Euro-Jobbern.

September: Die Anzeigenzeitung "SonntagsNachrichten Halle" erscheint zum letzten Mal. Der Verlag begründet das Ende mit der Einführung des Mindestlohns.

19. Dezember: Die neue ICE-Strecke Halle/Leipzig-Erfurt wird übergeben. Dazu fährt ein Sonderzug von Halle nach Erfurt und von dort nach Leipzig, wo Bundeskanzlerin Angela Merkel dazustößt.

2016

Februar: Der Abriss der alten Eissporthalle aus DDR-Zeiten läuft.
31. März: Hans-Dietrich Genscher, Deutschlands dienstältester und umtriebigster Außenminister, stirbt. In Reideburg geboren besuchte er die Schule in Halle. Auch sein Jura-Studium begann er in Halle. 1952 verließ Genscher die DDR.
6. Mai: Die in Halle geborene Margot Feist, später Honecker und Bildungsministerin der DDR, stirbt in Santiago de Chile im Exil.
24. Mai: Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe bestätigt die Revision der Staatsanwaltschaft Halle gegen den Freispruch für Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand. Der Prozess wegen des Vorwurfs der schweren Untreue muss neue geführt werden. Für die Stadtverwaltung Halle und die Ratsmehrheit ist der Abriss des Raumflugplanetariums auf der Peißnitz beschlossene Sache. Auf dem Holzplatz soll ein neues Planetarium entstehen.
August: OB Wiegand kommt mitten in der Sommerpause mit dem Vorstoß, dass sich Halle um den Titel "Kulturhauptstadt Europas 2025" bewerben soll. 2004 hatte sich Halle schon einmal beworben, war aber in der Endrunde gescheitert. Das Laternenfest 2016 findet nach mehreren Anschlägen in Frankreich und Deutschland unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen statt.
14. September: Der Sommer will in diesem Jahr kein Ende nehmen in Halle. Das Thermometer steht seit Anfang des Monats deutlich über 20 Grad Celsius, zuletzt tagelang sogar bei 30 Grad Celsius.

2017

Januar: Nach einer Woche Frost ist Ende Januar die Fontäne zugefroren. Hallenser erfreuen sich an der natürlichen Eisfläche, glandern und spielen Eishockey.

Halle Saale beteiligt sich am Finale der Luther-Dekade (2007-2017).

Zwei weitere Großinvestitionen im Star Park Halle an der Autobahn A 14: Manni aus Italien und Schaeffler aus Deutschland setzen auf Halle.

Ein Jahr nach dem Tod von Hans-Dietrich Genscher bekommen der Bahnhofvorplatz und das Herder-Gymnasium den Namen des ehemaligen deutschen Außenministers.

Herbst: Bei einem Bürgerentscheid über die Nutzung der Hochhausscheibe A, stimmt die Mehrheit der Wahlteilnehmer für den Plan von Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand, das DDR-Hochhaus als neues Rathaus der Stadtverwaltung Halle herzurichten.

Nach Jahren des Leerstands der Poliklinik Mitte, verspricht der neue Eigentümer des historischen Objekts, die Bauart GmbH aus Leipzig, mit der Sanierung zu beginnen. Zuvor hatte die Frankonia nichts gemacht aus den Gebäuden in attraktiver Citylage.

2018

März: Halle besitzt jetzt ein Literaturhaus und folgt damit dem Beispiel etlicher anderer Städte.

Sommer: Halle erlebt eine ungewöhnliche lange Trocken- und Hitzeperiode. Felder verdorren, es herrscht höchste Waldbrandgefahr.

Oktober: Der Landesrechnungshof Sachsen-Anhalt rügt die Fluthilfe für das Filmtonstudio eines ehemaligen Mieters des Multimediazentrums (MMZ) an der Saale. 1,9 Millionen Euro seien 2015 für einen Ersatzneubau bewilligt worden, was der Förderrichtlinie widerspräche und das Unternehmen besser stelle, da es im Zuge der Förderung vom Mieter zum Immobilienbesitzer geworden sei. Zudem seien MMZ Räume unter dem Stichwort Filmtonmischung ebnenfalls mit Fördermitteln des Landes wiederhergestellt worden, was einer Doppelfördung gleichkomme. Beim Hochwasser 2013 waren Teile des MMZ infolge fehlerhafter Projektierung massiv beschädigt worden.

2019

27. Mai: Bombenfund an Halles Hauptbahnhof. Wieder einmal. Fast 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs liegen noch immer Hinterlassenschaften des angloamerikanischen Bombenkriegs überall in Deutschland, nicht selten in Bahnhofnähe.

Sommer: Das zweite Jahr infolge ist es in Halle extrem trocken. Der Heide-Wald sieht traurig aus: Überall vertrocknete, umgestürzte und von Käfern zerfressene Bäume. Vor allem Birken, Kiefern und alte Eichen sind betroffen.

Oktober: Der gescheiterte Anschlag auf die Jüdische Gemeinde in Halle und die brutale Ermordung zweier deutscher Staatsbürger direkt vor dem Gelände der Gemeinde und in einem Dönerladen an der Ludwig-Wucherer-Straße sorgt bundesweit für Entsetzen. Halles umstrittener Oberbürgermeister Bernd Wiegand gewinnt erneut die Wahl. Unterstützt wird er dabei von einer neuen, angeblich unabhängigen Stadtratsfraktion, deren Mitglieder allerdings durchweg zu Wiegands Entourage gehören und in etlichen Fällen seine Rathausmitarbeiter sind.

2020

17. März: Das Corona-Virus COVID-19 hat Europas Politiker aufgeschreckt. Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand ruft den Ausnahmezustand aus. Ob sofort geht Halle Saale schrittweise einem Lockdown entgegen. Alle öffentliche Einrichtungen sowie alle Geschäfte und Betriebe, die nicht als Grundversorger gelten, werden geschlossen. Deutschland wird bald darauf alle Grenzen schließen.

Juni: Halles Fußballclub HFC wechselt schon wieder den Trainer. Der Verein, der zu DDR-Zeiten wiederholt in der Oberliga spielte, ist weit entfernt vom Aufstieg aus der 3. Liga in die nächsthöhere Spielklasse.

2021

Halle steht wie Deutschland und die Welt das komplette Jahr 2021 im Zeichen von Corona.

17. Januar: Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand trifft eine folgenschwere Entscheidung: Er greift nach einer Impfdose, obwohl er noch nicht an der Reihe ist. Obwohl diese Handlung später als nicht wirklich verfolgungswürdig beurteilt wird, bringt diese Aktion beim Landesverwaltungsamt und bei der Staatsanwaltschaft Halle einen Stein ins Rollen.

6. bis 15. Februar: Für gut 10 Tage erlebt Halle einen heftigen Wintereinbruch mit Schneemassen, hohen Schneeverwehungen und klirrender Kälte bis minus 15 Grad Celsius und darunter.

7. Juni: Das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt enthebt Halles Hauptverwaltungsbeamten Wiegand seines Amtes. Während sich der OB wochenlang zu rechtfertigen versuchte und sich wieder einmal mit Presse und Stadtrat anlegte, sammelte die Aufsichtsbehörde weiteres Material gegen ihn. Der in den Jahren zuvor bereits wegen Mobbings verurteilte und wegen Untreue erst angeklagte, dann jedoch überraschend freigesprochene OB hat Dank seiner Amtsführung viele Feinde und nach personellen Veränderungen im Magdeburger Innenministerium auch keine Rückendeckung mehr.

28. August: Das Laternenfest findet wegen er Corona-Restriktionen erneut nicht statt. Als Trostpflaster organisierte Halles Stadtmarketing die längste Lichterkette an der Saale.

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Treuhand-Skandal in Halle